Es gibt Momente im Leben, da weiß man nicht weiter. Es kann sein, dass man einen schweren Schicksalsschlag verarbeiten muss, sich insgesamt unzufrieden mit seinem Leben fühlt oder sich von einem geliebten Menschen trennt. Das sind nur einige Beispiele, denn die Umstände können ganz individuell sein. Wenn man an einem Punkt angelangt ist, an dem man eine Veränderung braucht, um die eigene Gesundheit und Lebensqualität zu wahren, dann kann man professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Bei manchen ist dies eine Therapie, bei anderen ist es ein Coaching. Worin sich die beiden Begriffe unterscheiden, wann sie zum Einsatz kommen und wie sie sich kombinieren lassen, erfahren Sie in diesem Artikel.
Die Grenze zwischen Therapie und Coaching: Wo liegen die Unterschiede?
Coaching und Therapie werden im alltäglichen Sprachgebrauch heutzutage häufig als Synonyme verwendet. Hinter den beiden Begriffen verbergen sich jedoch unterschiedliche Techniken, die auf verschiedene Fundamente zurückzuführen sind. In der Praxis gibt es aber durchaus Überschneidungen und es kann auch sein, dass sie eine ähnliche Wirkung erzielen. In diesem Beitrag wird mit Vorurteilen gegenüber Therapien und Coachings aufgeräumt. Sie bekommen einen Einblick hinter die Kulissen und finden heraus, welche Unterschiede es zwischen einem Coaching, einer Therapie und einer Beratung gibt. Hierzu ist es notwendig, die Abgrenzung zwischen Coaching und Therapie deutlich zu machen.
Was macht eigentlich ein Coach?
Der Begriff stammt ursprünglich vor allem aus dem Sport. Ein Coach ist ein Unterstützer, der gemeinsam mit dem Hochleistungssportler, dessen Performance analysiert und Impulse gibt, durch die das Training künftig noch zielbringender wird, um die Performance zu steigern. Es handelt sich somit um eine Person, die aktiv begleitet, herausfordert und in positiver Weise beeinflusst.
Der Beruf des Coaches ist heute weit verbreitet. Mit der Zeit hat er sich aus dem Sport hinaus in andere Bereiche des menschlichen Lebens bewegt. Es haben sich unterschiedliche Fachgebiete gebildet. Es gibt zum Beispiel den Life-Coach, den Health-Coach, den Business-Coach oder den Führungskräfte-Coach. Der Beruf ist nicht staatlich geschützt. Das bedeutet, dass sich im Grunde genommen jeder als Coach bezeichnen und seine Dienstleistungen anbieten kann.
Mit Hilfe zertifizierter Ausbildungen in professionellen Ausbildungsinstituten soll erreicht werden, dass sich qualifizierte Coaches auf dem Markt von der Masse abheben können. In einem ernstzunehmenden Ausbildungsprogramm wird den Teilnehmern ein wissenschaftliches Fundament gelehrt. Sie haben die Möglichkeit, erste Praxiserfahrungen zu sammeln und werden optimal auf den beruflichen Alltag als Coach vorbereitet.
In ihrem Beruf begleiten Coaches ihre Kunden. Sie führen ausgiebige Gespräche und geben gezielte Impulse, die den Klienten bei der Lösungsfindung helfen. Es handelt sich aber nicht um einen Vortrag seitens des Coaches und dieser gibt auch keine konkreten Lösungswege vor. Das Ziel liegt darin, dass der Kunde lernt, seine eigenen Bedürfnisse zu erkennen und zu definieren. Auf dieser Grundlage können Lösungen für akute und langfristige Probleme gefunden werden. Diese richten sich zu 100 Prozent nach dem Kunden und erfüllen dessen Wünsche. Welche Techniken beim Coaching zum Einsatz kommen und welche Themenfelder im Vordergrund stehen, hängt von der Fachrichtung ab.
Ein Business-Coach konzentriert sich auf den beruflichen Erfolg seines Kunden. Wobei Erfolg nicht mit einem Gehalt oder einer Berufsbezeichnung in Verbindung zu bringen ist. Viele Menschen suchen einen Coach auf, weil sie mit ihrem aktuellen Job unzufrieden sind und herausfinden wollen, welcher Beruf ihren Bedürfnissen besser gerecht werden würde.
Ein Life-Coach geht auf die persönlichen Lebensbereiche des Menschen ein. Dabei kommt auch der Beruf zur Sprache, er steht jedoch nicht zwingend im Mittelpunkt. Stattdessen wird analysiert, welche Bereiche des Lebens die Gesundheit und die Lebensqualität der Person beeinflussen. Es wird festgestellt, welche Veränderungen man einführen könnte, um ein glücklicheres, gesünderes Leben zu führen.
Durch den direkten Dialog mit einem Coach fällt es den Klienten leichter herauszufinden, was sie im Leben wollen und wovon sie sich trennen sollten. Es handelt sich hierbei jedoch stets um individuelle Entscheidungen. Der Coach ist in der Lage, verschiedene Techniken und Methoden als Impulse einzusetzen. Auf dieser Grundlage entwirft der Kunde einen Plan, mit dem er sein Leben in einigen Aspekten verändern möchte.
Was macht eigentlich ein Therapeut?
Eine Psychotherapie bedeutet wörtlich übersetzt so viel wie eine Behandlung von seelischen Problemen. Im Fokus stehen hierbei Menschen, die eine psychische Störung mit Krankheitswert haben. Dazu gehören unter anderem Ängste, Zwänge, Depressionen, psychosomatische Erkrankungen oder Essstörungen. Wenn eine Person von einer anderen Krankheit, beispielsweise einer Krebserkrankung oder einem Tumor betroffen ist, dann werden Therapien immer öfter eingesetzt, um eine psychische Begleitung und Aufarbeitung möglich zu machen.
Eine Psychotherapie ist eine gezielte Behandlung mit einer begrenzten Dauer. Es wird tiefgründig ermittelt, welche gesundheitlichen Probleme vorliegen. Psychotherapeuten müssen heute ein fünfjähriges Universitätsstudium abschließen, um ihre Approbation zu bekommen. Es ist eine anschließende Weiterbildung notwendig, um in das Versorgungssystem der gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen werden zu können. Viele Therapeuten haben zunächst ein Psychologiestudium abgeschlossen und anschließend eine Ausbildung absolviert, um als Psychotherapeut zugelassen zu werden.
Während der Psychotherapie kommen verschiedene Ansätze, Methoden und Strategien zum Einsatz, um den Patienten gezielt zu behandeln. Es handelt sich hierbei unter anderem um kognitive Methoden, psychotherapeutische Gespräche und Entspannungsverfahren. Die Störungen können sich auf der Ebene des Handelns, des Denkens oder des Erlebens befinden.
Coaching vs. Therapie – Wir klären auf
Psychotherapie und Coaching weisen durchaus Überschneidungen auf. Es werden zum Teil ähnliche Methoden angewandt, um Ergebnisse zu erzielen. Darunter beispielsweise Rollenspiele, Aufgaben zwischen den Sitzungen und Kognitive Verfahren wie eine gezielte Gesprächsführung. Hinzu kommen die Aktivierung von Ressourcen sowie die Aktualisierung von Problemen. Es gibt jedoch auch einige entscheidende Unterschiede.
Bei einer Therapie entsteht eine Hierarchie zwischen Therapeut und Patient. Die erkrankte Person lässt sich von dem Psychotherapeuten anleiten. Dieser hat eine lange Berufsausbildung hinter sich und gibt Lösungen vor, die zur Behandlung einer bestimmten psychischen Störung eingesetzt werden. Bei einem Coaching begegnen sich Coach und Klient hingegen auf Augenhöhe. Der Coach sieht den Kunden als eigentlichen Experten des Problems und gibt gezielte Impulse, die bei einer weitestgehend selbstständigen Lösungsfindung helfen.
Wenn man sich in eine Therapie begibt, dann wird am Ende der ersten Untersuchungen eine Diagnose gestellt. Sie beeinflusst die Behandlung stark und gibt einen Therapie-Weg vor. Der behandelnde Therapeut verspricht außerdem die Heilung der Krankheit. Man beginnt somit bei einem Defizit. Es liegt eine Störung vor, die mit Hilfe gezielter Methoden behandelt werden soll. Bei einem Coaching ist dies anders, denn Klient und Coach begegnen sich auf Augenhöhe. Es wird davon ausgegangen, dass der Kunde gesund ist und sich die Lösungen für seine Probleme in ihm selbst befinden. Sie müssen nur mit Hilfe von Impulsen herausgekitzelt werden. Die Grundeinstellung ist beim Coaching deshalb ressourcenorientiert.
Bei der Therapie blickt man oft zurück auf Dinge, die im eigenen Leben negativ waren. Man arbeitet heraus, wie Traumata entstanden sind und wie man diese aufarbeiten kann. Beim Coaching ist der Blick hingegen in die Zukunft gerichtet. Der Klient entwickelt mit dem Coach gemeinsam, welche Ziele er hat und lernt, diese gekonnt zu definieren. Auf dieser Grundlage können Lösungswege entwickelt werden, die sich an die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten des Klienten anpassen.
Therapie und Coaching können sehr gut kombiniert werden. Während die Person in der Psychotherapie lernt, ihre Ängste zu überwinden und ihre psychische Krankheit hinter sich zu lassen, erarbeitet sie sich im Coaching Ziele, die mit der gewonnenen Kraft und der Hilfe des Coaches auch wirklich erreicht werden können.
Der Therapeut hilft dem Patienten dabei, die Vergangenheit zu verarbeiten und sich von alten Verhaltensmustern oder Denkweisen zu lösen, die krankhaft sind. Der Coach baut auf diesen Erfolgen auf und gibt Impulse für die Zukunft. Wenn Psychotherapeut und Coach Hand in Hand gehen, können überragende Erfolge erreicht werden. Bei manchen Themen kann auch die Reihenfolge “Erst Therapie und dann im Anschluss ein Coaching” sinnvoll sein. Gerade bei akuten Krankheiten, wie einem Burnout oder einer schweren somatischen Erkrankung wie Krebs oder Herzinfarkt kann eine medizinische oder therapeutische Arbeit sinnvoll sein, bevor jemand coachable ist.
Fazit
Coaching und Therapie werden im Volksmund häufig gleichgesetzt, in den Medien hingegen umso öfter gegenübergestellt. Es heißt dann „Therapie vs. Coaching“ als würden sich die beiden Begriffe in einem Kampf gegeneinander befinden.
Es ist in der Tat so, dass im Coaching viele Methoden aus der Therapie eingesetzt werden. Das liegt vor allem daran, dass ein guter Coach seine Techniken stets auf wissenschaftlichen Erkenntnissen aufbaut. Er kombiniert Methoden aus der Sportmedizin, aus der humanistischen Psychologie, der systemischen klientenzentrierten Gesprächsführung, der positiven Psychologie, den Mentaltechniken des Sports und anderen Bereichen, um optimale Resultate zu erzielen.
Coaching und Psychotherapie lassen sich wunderbar miteinander kombinieren. Denn während der Patient von einem Therapeuten Anleitungen erhält, mit denen er seine psychischen Krankheiten überwinden kann, lernt er beim Coaching, sein freigesetztes Potential gezielt einzusetzen, um seine Ziele zu erreichen.