Schon seit 1996 arbeite ich mit Führungskräfte-Teams und Gruppen. Früher vor allem als Trainerin, bei der meine Aufgabe darin lag, kommunikative Modelle und kommunikative Skills zu vermitteln. Feedback-Kompetenzen, Zielvereinbarungs-Gespräche, Motivations- Kritik- und Kündigungsgespräche standen auf der Agenda. Der Nutzen der Gruppe lag natürlich vor allem darin, dass es kostengünstiger war, wenn das Wissen und die Fähigkeiten in einer Gruppe bis zu 20 Teilnehmern vermittelt und trainiert wurden. Ein klarer wirtschaftlicher Nutzen.
Und natürlich genossen auch damals schon die Teilnehmer den informellen Austausch unter Gleichgesinnten. Nicht nur in den Kaffeepausen. Denn in fast jedem Feedbackbogen stand unter der Frage, was besonders wertvoll erlebt wurde neben den Inhalten: Der Kollegen-Austausch und das Gefühl, nicht allein mit seinen Problemen zu sein.
Ein Austausch mit Menschen, die gerade ähnliche Themen und Herausforderungen haben, wurde also schon vor über 20 Jahren als wertvoll erlebt. Und bestimmt auch schon seit es Menschen gibt.. Das ist also nichts neues, wenn wir heute über die Bedeutung von Team- und Gruppen-Coaching-Prozessen reflektieren. Was ist aber anders für Führungskräfte heute im Jahr 2020? Rund um das Jahr 2000 war es noch üblich im Konzernumfeld, mehrtägige Führungskräfte-Qualifizierungs-Programme zu durchlaufen. Es war normal, als Führungskraft für drei oder fünf Tage in irgendeinem Seminar-Hotel zurückgezogen zu sein, um viel Input zu erhalten und by the way – spätestens an der Hotelbar abends – in auch sehr persönliche Fragestellungen eintauchen zu können mit Menschen, die im selben Umfeld wie man selbst arbeiten. Und diese mehrtägigen Trainings fanden dann auch manchmal mehrfach im Jahr statt. Wenn ich heute frage, wieviel Tage die Führungskräfte trainiert/geschult sind, schaue ich manchmal in erstaunte Gesichter. Letztens wurde mir von einem Unternehmen erzählt, dass die „Grundlagen Führungskommunikation“ in einem halben Tag vermittelt werden sollen. Nun…
Nichtsdestotrotz, die Herausforderungen, die Führung mit sich bringen, sind geblieben. Und nicht nur geblieben, sie haben sich sogar erhöht, da Kulturwandel, Online-Arbeit, Digitalisierung, interkulturelle Teams, Agilität und nicht zuletzt Corona zu großen praktischen Herausforderungen führen, mit denen eine Führungskraft im Alltag dealen muss. Und meist – aufgrund der Strukturen – ist sie damit emotional und inhaltlich allein. In meinen Einzelcoachings höre ich hier oft viel Leid, gerade wegen der erlebten Isolation.
Nicht zuletzt, um produktiven Austauschs von Führungskräften zu unterstützen, gibt es zunehmend Gruppen-und Team-Coaching-Formate. Bei diesen Formaten, egal ob in Gruppen oder Teams ergeben sich viele nützliche Vorteile für die Teilnehmer.
Bedeutung und Nutzen von Team-Coachings für die Teilnehmer
Kooperation und Teamarbeit sind die Erfolgsfaktoren der Gegenwart und Zukunft
Agiles, interdisziplinäres und kooperatives Arbeiten sind nicht mehr nur Schlagworte. Die Notwendigkeit für diese Strategien ist mittlerweile den meisten klar. Nun geht es darum zu lernen, erfolgreich, interdisziplinär, schnell und wirksam zusammenzuarbeiten. Sowohl im persönlichen Kontakt vor Ort wie mit virtuellen Kollegen. Mit möglichst wenigen Reibungsverlusten. Das ist aber für alle ein recht neues Feld und vor allem die Übergänge sind holprig. Team-Coaching kann diesen Prozess begleiten und zielgerichtet unterstützen.
Gezieltes Arbeiten am Bedarf des Teams
Ein Team-Coaching ist immer „bedarfsgerecht“. In einem Auftragsklärungsprozess wird der Bedarf präzise ermittelt und in das Konzept des Teamcoachings übertragen. Man kann also ausschließen, dass es ein „verlorener“ Tag für das Team ist.
Geschützter Rahmen und reibungsloses und konstruktives Vorankommen
In einem gelungenen Team-Coaching erleben sich die Teilnehmer als konstruktive Peers, die geleitet durch den Coach, inhaltlich sehr gut vorankommen. Und im moderierten Prozess minimieren sich die Reibungsverluste, die man aufgrund von persönlichen Befindlichkeiten sonst gern mal erlebt.
Aufklären, Konflikte lösen, Kraft freisetzen
Konflikte – egal ob angesprochene oder verschwiegene kosten Kraft. Viel Kraft. Bei Konflikt-Team- Coachings gelingt es dem Team, ihre eigenen Verstrickungen – mit Hilfe des Team-Coaches – selbstwirksam zu lösen. Jetzt wird wieder Energie frei für die eigentliche Arbeit. Eine sehr stärkende Erfahrung für das Team. Diese Erfahrung läßt ein Team normalerweise stark zusammenwachsen.
Bedeutung und Nutzen von Gruppen-Coachings für die Teilnehmer
Hohe Motivation und echter Austausch unter Gleichgesinnten
Ein Gruppen-Coaching läuft immer unter einem definierten Thema ab. Daher trifft man immer Menschen, die sich auch mit diesem Thema beschäftigen, die sich interessieren und die mit hoher Wahrscheinlichkeit motiviert sind, sich einzubringen. Das schafft Freude, Bindung und Zufriedenheit.
Individualität, Respekt und Zugehörigkeit – Anerkennung erleben
Gruppen-Coachings erlauben es den Teilnehmern, sich als Individuum und als Teil einer Gemeinschaft wahrnehmen zu können. Ein Grundbedürfnis jedes Menschen und oft im Alltag auch ein Defizit im eigenen Kontext. So kann auch viel an Alltagsfrust emotional ausgeglichen und verarbeitet werden. So entsteht auch neue Energie und Motivation.
Konfliktlösungs-Kompetenz, die nachhaltig stärkt
Konflikte in Gruppen-Coachings können zwar aufkommen, der Coach hat jedoch die Aufgabe, diese Konflikte im Ansatz zu erkennen und „den Arbeitsraum“ möglichste konstruktiv und störungsfrei zu halten. Das ist eine völlig andere Erfahrung als Gruppenarbeiten, die unmoderiert sind und dadurch oft als anstrengend und mühsam erlebt werden.
Warum sind gerade die Aussichten für Team- und Gruppencoachings besonders gut?
In den nächsten Jahren werden sich die Business-Abläufe und Anforderungen in Komplexität und Tempo weiter erhöhen. Das wird unendlich viel „offene Baustellen, Reibungen, Klärungsbedarf“ mit sich bringen. Die viel beschriebene Augenhöhe-Kultur bringt gerade in weiterhin klar hierarchischen Unternehmen große Irritationen mit sich, da zwar von der Beteiligung aller die Rede ist, bei der Entscheidungsfindung jedoch oft noch andere (alte) Modelle greifen. Hier spricht die Kommunikations-Psychologie von Doppelbotschaften und diese lösen sehr viele konfliktreiche Spannungen aus, Ärgernisse bis hin zu Misstrauens-Anträgen in Richtung der Leitungsfiguren. Diese Kombination hat viel konfliktären Sprengstoff, der nur durch Maßnahmen wie Teamcoachings wirklich abgefedert und gelöst werden kann. Das „Unter den Teppich kehren“ von diesen Konflikten ist nämlich heutzutage keine echte Strategie mehr, weil die Mitarbeiter und Führungskräfte hier – mit der Begründung der eigenen Ansprüche an Transparenz diese auch einfordern.
Und hier greifen auch Einzel-Coachings nicht mehr, denn „die Störung“ ist im System und kann auch nur im und mit dem System gelöst werden. Man wird sich im Team selbst um Lösungen bemühen müssen. Deshalb lohnt es sich gerade auch für Führungskräfte, Team-Coachings-Skills zu erlernen.
Da man aber auch übergreifend – bei Interessengruppen (Führungskräfte, Fachexperten, Berufsgruppen und natürlich auch privat motivierte Gruppen) eine höhere Wirksamkeit anstrebt und auch benötigt, werden hier mit Sicherheit immer mehr entsprechende Angebote gemacht.
Aktuelle Trends im Thema Team- und Gruppen-Coachings:
- Zunehmend ONLINE-Formate – und auch Hybrid-Veranstaltungen (Off- und Online im Mix)
- Mehrere Team-Coaches auf einem Projekt: Großgruppenformate mit der Idee der Optimierung von Schnittstellen im agilen Kontext
- Gruppen-Coaching Formate im Life- und Health- Bereich
Wer sich also als Coach auch für die anspruchsvolle und interessante Arbeit mit Teams und Gruppen interessiert, kann ich nur motivieren sich diesem Themenfeld zu widmen: Es gibt viel zu tun! Ich durfte in den letzten Jahren etliche Team-Coaches ausbilden und deren Auftragsbücher sind voll.
Wer sich gezielt weiterbilden will und sich für eine Ausbildung interessiert, findet hier bei unserer Team- und Gruppencoach Ausbildung ein entsprechendes Angebot.